Nachfolgend also nun die 5 häufigsten Irrtümer rund um das Thema Steuern bei Bitcoin und Co. und wie ihr sie vermeidet.
1. Erst wenn ich mir etwas in Euro auf mein Konto auszahle, muss ich Steuern zahlen.
JEDER Trade muss versteuert werden. Auch wenn ihr nur Coin gegen Coin handelt und überhaupt nichts in Euro auszahlt. Ein Beispiel:
Ihrkauft 1 BTC für 10.000€ und nach 2 Monaten kauft ihr irgendwelche anderen Coins für diesen BTC, handelt also Coin gegen Coin (BTC zu Altcoin). Dann müsst ihr den Wert eures BTC zu diesem Zeitpunkt bestimmen und festhalten. Cointracking macht das übrigens völlig automatisch für euch. Ist der BTC den ihr vor 2 Monaten gekauft habt mittlerweile 15.000€ wert und ihr benutzt diesen BTC um dafür andere Coins zu kaufen, verkauft ihr ja euren BTC somit wieder. Die 5.000€ die er in der Zwischenzeit an Wert gewonnen hat, sind nun realisierter Gewinn und somit steuerpflichtig.
Damit hättet ihr also 5.000€ Gewinn zu versteuern, ohne das ihr euch auch nur einen Cent davon ausbezahlt habt. Euer Buchgewinn steht also einer realen Steuerschuld gegenüber. Und genau diese Regelung kann dafür sorgen, dass ihr trotz hoher Gewinne mit viel Pech Privatinsolvenz anmelden müsst. Wie kann das sein? Dazu mal ein Extrembeispiel:
Nehmen wir an ihr habt am Ende eines Jahres 1.000.000 realisierten Buchgewinn mit Euren Coins gemacht weil ihr immer schön Coin gegen Coin hin und her getauscht habt und die Trades gut ausgegangen sind. Ausbezahlt habt ihr davon aber nichts, das ganze Vermögen ist in Bitcoin und Co. vorhanden. Nun müsst ihr diesen Gewinn versteuern und habt min. 450.000€ Steuerschulden (bei 1 Mio. greift der Höchststeuersatz + Reichensteuer). Falls ihr euren persönlichen Steuersatz nicht kennt, könnt ihr ihn ganz einfach unter https://www.bmf-steuerrechner.de/ekst/ ausrechnen.
Jetzt habt ihr ja bis Mai des folgenden Jahres Zeit eure Einkommenssteuererklärung zu machen und die Schulden zu bezahlen. Wenn jetzt aber innerhalb dieser Zeit der Markt einbricht und eure Coins keine 1.000.000€ mehr wert sind, sondern vielleicht nur noch 100.000€, dann habt ihr ein großes Problem. Ihr könnt zwar Verluste ins vorherige Jahr zurücktragen, wenn ihr nun alle Coins mit Verlust verkauft, ob ihr damit die komplette Steuerschuld von eurem alten Buchgewinn aus dem Vorjahr ausgleichen könnt ist fraglich. Falls nicht, können da schnell sehr große Restsummen stehen bleiben, sodass dann nur der Weg in die Privatinsolvenz bleibt. Und das alles, obwohl ihr eigentlich super im Plus seid mit euren Coins und euch gar kein Geld ausgezahlt habt. Ihr seht also, das Thema Steuern ist beim Handel mit Kryptowährungen enorm wichtig und das müsst ihr IMMER im Hinterkopf haben, denn sonst kommt sehr schnell das ganz böse Erwachen.
2. Ich habe einen 600€ Freibetrag. Wenn ich also 650€ Gewinn realisiert habe, zahle ich nur auf 50€ Steuern.
3. Alle Coins sind nach einem Jahr Haltezeit steuerfrei
4. Gewinne aus Handel mit Kryptowährungen werden mit 25% Abgeltungssteuer versteuert.
Zu beachten ist, dass euer normales Bruttoeinkommen mit den Coingewinnen zusammengerechnet wird und daraus dann der Steuersatz berechnet wird. Rechnet man am Ende also das, was ihr durch den nun höheren Steuersatz auch auf euer normales Einkommen zusätzlich bezahlen müsst auf die Steuerlast der Kryptogewinne zu, ergibt sich ein deutlich höherer Steuersatz für die Kryptogewinne. Zur Veranschaulichung hier mal ein fiktives Rechenbeispiel, damit klar wird was ich meine:
Angenommen ihr habt:
50.000 Bruttoeinkommen = Enthaltende und schon jeden Monat gezahlte Lohnsteuer von 25%(fiktiv) = 12.500€
10.000€ BTC-Gewinn erhöhen das Einkommen und dadurch den Steuersatz:
für 60.000€ Bruttoeinkommen wären es dann 27,5% Lohnsteuer (fiktiv) und somit 16.500€ Steuerlast.
Ergibt:
16.500€ – 12.500€ bereits gezahlte Lohnsteuer = 4.000€ Steuernachzahlung
Obwohl der alte Lohnsteuersatz in diesem Beispiel 25% beträgt, müsstet ihr trotzdem 4.000€ nachzahlen, obwohl 25% bei 10.000€ BTC Gewinn eigentlich nur 2.500€ wären. Aber es werden eben alle Einkommen zusammengerechnet und so ergibt sich durch den BTC Gewinn ein neuer, höherer Steuersatz von 27,5% (fiktiv), zu dem nun auch euer „altes“ Bruttoeinkommen versteuert werden muss. Dadurch entstehen dann 4.000€ Nachzahlung, statt nur 2.500€. Eure 10.000€ BTC Gewinn kosten euch also eigentlich nicht 25%, sondern 40% Steuern, weil ihr den neuen höheren Steuersatz ja ohne diesen Gewinn gar nicht hättet. Und damit würden sich im obigen Beispiel nur Trades lohnen, bei denen ihr pro Trade mehr als 40% Gewinn macht, da ansonsten die Steuer den Gewinn komplett fressen würde. Rechnet euch bevor ihr handelt also unbedingt erst einmal euren Steuersatz aus und dessen Veränderung, wenn ihr den angestrebten Trade macht. Wenn dann am Ende nach Steuern immer noch ein Gewinn bleibt, lohnt sich der Trade erst. Aber bitte auch immer an Punkt 1 denken. Die Steuerschuld bleibt, auch wenn euer Buchgewinn im nächsten Jahr sinkt.
5. Das Finanzamt weiß doch nicht was genau ich mache, Kryptotransaktionen sind doch nicht so leicht nachvollziehbar.
2 einfache Regeln
Nun, es gibt 2 einfache Regeln mit denen man die Steuern gut planen kann und gleichzeitig der Gefahr einer nicht bezahlbaren Steuerschuld entgeht.
Legaler Steuerspartrick
Das würde ja sonst zwangsweise passieren. Angenommen ihr habt BTC, ETH, DASH und XRP welche ihr über ein Jahr halten wollt, damit sie steuerfrei werden. Nun möchtet ihr aber vielleicht gerne auch noch ein paar PAY, ebenfalls zum Halten dazu kaufen. Und hier beginnt das Problem. Da ihr PAY nicht direkt gegen Euro kaufen könnt, sondern dafür BTC oder ETH braucht, müsstet ihr ja PAY mit euren BTC oder ETH kaufen und würdet somit bei diesen Coins einen steuerpflichtigen Verkauf auslösen. Via Shapeshift könnt ihr eben das umgehen. Dafür könntet ihr beispielsweise vorher ein paar Monero (XMR) bei Kraken direkt gegen Euro kaufen und diese dann via Shapeshift zu PAY tauschen. Somit bleiben eure anderen Coins unangetastet und wenn ihr direkt nach dem Monero Kauf die Coins umwandelt, sollte dieser Tausch steuerfrei sein, da kein Zugewinn entstanden ist. Die einzige Ausnahme wäre nur, wenn in diesem Beispiel Monero zwischen eurem Kauf und Tausch über Shapeshift merklich steigen würde, dann würde ein kleiner Gewinn entstehen, welcher dann natürlich wieder steuerpflichtig wäre. Das dürfte aber wohl deutlich weniger Steuerlast sein, als wenn ihr einen Hodl Coin verwenden müsstet.
Der Nachteil an der Sache sind die etwas höheren Gebühren als an der Börse. Der Shapeshift Kurs ist nicht immer ideal, aber in der Regel noch allemal günstiger als das was ihr sonst an Steuern zahlen müsstet.
Am Schluss noch der Hinweis. Ich habe mich stark mit dem Thema Steuern befasst und gebe hier meinen Wissensstand und meine Erfahrungen zum Thema weiter. Aber ich bin kein Steuerberater oder sonstiger Steuerfachmann und alle Informationen auf dieser Seite geben rein meine persönliche Meinung wieder und stellen keine Steuerberatung dar. Im Zweifelsfall also bitte immer einen Steuerberater aufsuchen.
Außerdem gibt für die Besteuerung von Kryptowährungen noch keine genauen gesetzlichen Regelungen. In der Regel wirds also jedes Mal auf eine Einzelfallprüfung des Finanzamtes hinauslaufen und dann muss man gucken wie das jeweilige Finanzamt mit dem Thema umgeht.